Seit Menschen anfingen zu sammeln, zu kochen und Essen zu teilen ist die Feuerstelle das Zentrum von Kommunikation und Austausch gewesen. Heute ist sie jedoch einem schnelllebigen zeitgenössischen Lebensstil angepasst. Ihre Relevanz reicht über die zentrale Funktion der Nährung hungriger Mägen und der Bereitstellung von Wärme hinaus und schafft es Menschen zu verbinden und in einem konstruktiven Dialog zu unterstützen.

Der gemeinschaftliche Bau eines Nachbarschafts-Backofens, die „Fütterung” von Sauerteigen, der Aufbau einer „Baking Community” und das Erforschen der spezifischen Nachbarschaft kann einen längerfristigen städtischen Entwicklungsprozess begleiten und eine Beständigkeit darstellen. Der Ofen möchte sich in bestehende Aktivitäten einreihen und zu einem sozialen Treffpunkt für bereits Beteiligte und Anwohner*innen werden. Er dient symbolisch als Grundnahrungsmittel, das solch einen Prozess unterstützen und verbinden kann: vieles muss noch entstehen, aber Brot ist schon da.

Einen Holzfeuer-betriebenen Backofen anzuheizen Bedarf Zeit, wie auch das Zubereiten des Brotteigs. Erst im zweiten Moment offenbart sich, dass auch in der gegenwärtigen Stadt Pflege und Zeit wichtige Inhaltsstoffe sind, die unser Stadtbild prägen. Heute werden solche Werte durch ein globales, industrielles Marktangebot ersetzt und verdecken grundlegendere Bedürfnisse wie einfache, gesunde Nahrungsmittel hinter künstlich hergestellten Gelüsten. Brot stellt ein Grundnahrungsmittel der meisten kulinarischen Traditionen der Welt dar, ist aber eines der ausgebeutetsten Produkte auf dem Markt. Um in einem städtischen Entwichkungsprozess die Möglichkeit zu schaffen die Auseinandersetzung mit materiellen und nicht-materiellen Prozessen auch an Ort und Stelle zu verlegen, bietet der Backofen eine Entität Grundversorgung und Aufenthaltsqualität durch den gemeinschaftlichen Backmoment. Teilnehmer*innen und Nachbar*innen werden mit Broten samt ihrer eingebackenen Geschichten und Erfahrungen versorgt.